Loch an Loch und es hält doch – eine Reise durch Albanien

was bisher geschah

Reisebericht Nummer 6

Rumms – saust der Stempel in den Pass und wir freuen uns, einen Beleg zu haben, das wir hier waren. Wir überqueren den Grenzübergang in Ulcinj und befinden uns in dem Land was total abgeschirmt war und erst in den 1990er Jahren sich mehr öffnete. Sowohl für Touristen, als auch für die eigene Bevölkerung, der es bis zum Tod Hoxhas verboten war, Landkarten oder ein KFZ zu besitzen. Daher gibt es kaum Strassen, bzw. nur sehr schlechte und das Land scheint eine einzige Baustelle zu sein. Der erste Eindruck ist stark von Gegensätzen geprägt. Wir sehen Slum-ähnliche Behausungen neben modernen neuen Blöcken, wir sehen alte Schrottautos, die irgendwie noch fahren neben den allerneuesten Luxusautos made in Germany, die über die Strassen brettern und keine Rücksicht nehmen. Am Steuer alles junge Kerle mit Sonnenbrillen – schnell kommen bei uns Spekulationen auf, wie diese jungen Typen an Autos kommen, die über 100.000 Euro kosten. Die Fahrt ist abenteuerlich und erfordert vom Fahrer wirkliche Leistung, denn es gilt die Schlaglöcher so gut es geht zu umfahren oder, falls nicht möglich, behutsam zu durchqueren. Schnell stellen wir fest, das eine Strasse lediglich eine Richtungsempfehlung darstellt und nutzen bald auch die gesamte Breite um gut vorwärts zu kommen. Und natürlich sind wir stets wachsam, denn nicht nur schnelle Luxusautos ziehen hupend vorbei, auf der „Autobahn“ fahren auch mal Rennradfahrer (wo sonst könnten sie auch sonst vorwärts kommen, wird uns dann klar).

Je weiter wir ins Landesinnere vordringen, desto schlechter werden die Strassen und schnell merken wir, das unsere anfängliche optimistische Einschätzung für die 200km nach Berat nur 3 Stunden zu brauchen, komplett falsch ist und unser Navi durchaus recht haben könnte, wenn es 6 Stunden angibt. Berat ist eine der Unesco Weltkulturerbe Städte Albaniens, die wir uns anschauen wollen. Der Reiseführer verspricht eine tolle Stadt, mit ottomanischen Häusern die sich, ganz in weiss, an die steilen Felswände schmiegen und somit der Stadt zu ihrem Zweitnamen „Stadt der tausend Fenster“ verhelfen. Als wir in Berat ankommen, wird es langsam dunkel und wir sehen erstmal nur staubige Strassen, viele Menschen und halten angestrengt Ausschau nach einem geeigneten Schlafplatz. Aber wir können keine ruhige Stelle ausmachen. Wann immer wir stehen bleiben, und mal nach den Achsmanschetten schauen – zur Sicherheit – hält gleich jemand an und fragt, ob wir Hilfe benötigen. Alle sind sehr interessiert und wir fürchten keine ruhige Nacht zu verleben. Da entdecken wir eine Reisegruppe (wer hätte gedacht, das wir uns darüber freuen würden, nach dem Dubrovnik Erlebnis) und fragen die Reisebegleiter ob sie nicht einen Tipp haben. Die Reiseleiterin, eine Albanerin, die nun in Italien lebt, ruft irgendwo an und dann noch mal und gibt uns schließlich den Tipp hinauf zum Schloss von Berat zu fahren. Dort gäbe es eine Taverne und dort könnten wir bleiben – man wüsste schon Bescheid. Wir sind erleichtert und suchen die Auffahrt zum Berg. Wir finden sie, doch sie erweist sich als viel zu schmal und steil für unser Fichtelstreich Mobil. Das kann doch nicht wahr sein – denken wir – aber wollen keine Energie verschwenden uns über Dinge zu ärgern, die wir nicht ändern können. Traurigen Herzens machen wir uns auf den Weg raus aus der Stadt. Wir sehen uns schon irgendwo entlang der staubigen, lauten Strasse stehen, ohne ein Auge zuzutun, da es immer Neugierige gibt die anhalten und reinschauen werden – als wir plötzlich, aus den Augenwinkeln, ein ganz undeutliches Schild wahrnehmen, wo irgendwas mit „Castle“ dran steht. Wir drehen um, um das Schild erneut zu begutachten und tatsächlich – da steht so was wie „Auffahrt zum Schloss“. Wir versuchen es – was haben wir schon zu verlieren- und fahren die enge Strasse, die fast zum Feldweg wird, hinauf. Auf unserem Navi hört der Weg auf, aber wir sehen deutlich, das die Strasse um die Kurve weitergeht – also versuchen wir es. Wahrer Entdeckergeist macht sich breit – wir sind in höchster Anspannung, vielleicht hört die Strasse doch gleich auf oder führt nicht zum Ziel – die Hoffnung treibt uns weiter an und tatsächlich erreichen wir den Berggipfel und das Schloss. Und zu unserer Freude wartet schon ein freundlicher Herr um die 40 mit grau-melierten längeren Haaren – Angelo (so stellt er sich vor) auf uns. Er öffnet das Tor und dahinter erwartet uns ein wunderschöner Garten mit frischem grünen Grass, kleinen Blumen, Grillen zirpen und es bietet sich uns ein ganz tolles Panorama auf das Tal und Berat mit einem grandiosen Sonnenuntergang. Wir fühlen uns wie im Himmel und sind unendlich erleichtert. Wir können unser Glück gar nicht fassen. In der Taverne genießen wir auch gleich noch albanische Köstlichkeiten und fallen dann in einen tiefen seligen Schlaf.

Am nächsten Tag entschließen wir uns nicht über den Ohrid See direkt nach Mazedonien zu fahren, denn wir hörten die Strassen sollen noch schlechter sein als die nach Berat – und die war schon eine Katastrophe. Wir entscheiden uns für die „große gelbe“ Bundesstrasse direkt nach Griechenland – die wird schon gut ausgebaut sein – denken wir. Wie sich später herausstellt war unsere Logik leider falsch. Die Strasse an Albanien‘s Küste gen Süden ist sehr gut ausgebaut, obwohl laut Landkarte“nur eine kleine weisse Strasse“ aber, wahrscheinlich um die Touristen die sich auf dem Weg nach Griechenland befinden, zu beeindrucken, wurde diese Strasse am schnellsten ausgebaut. Wie auch immer, wir benötigen wieder den ganzen Tag für 250km und als wir endlich das große Schild „Hellas“ an der griechischen Grenze sehen – freuen wir uns doch sehr auf ein paar Tage Ruhe an der Küste.

In diesem Sinne….

Liebe Grüße aus der Ferne

Cindy, Erik & Mathilda aus dem Fichtelstreich Mobil

 


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